Europa gibt die Versuche nicht auf, Moskaus Lebensmittelembargo zu umgehen
Es ist eine alltägliche Sache geworden, dass in den Regalen russischer Geschäfte verbotene europäische Lebensmittel entdeckt werden. Unter den Bedingungen des plötzlich verhängten Embargos sind die europäischen Farmer bereit, auf beliebige Weise an den russischen Markt zu gelangen. Es ist klar, dass sie diesen Schritt wohl eher aus Ausweglosigkeit tun.
Das rechtswidrige Eindringen europäischer Lebensmittel in die russischen Geschäfte kann eine ernsthafte Strafe für alle Teilnehmer der Logistikkette nach sich ziehen.
Der russische Zoll arbeitet qualitativ und produktiv. Aber selbst die strengen Gesetze und die sorgfältige Zollabfertigung können dem verbotenen Import landwirtschaftlicher Produktion aus Europa, für die ein einjähriges Embargo gilt, keinen zuverlässigen Riegel vorschieben. Produkte aus der EU und aus Australien gelangen, wenn auch in beschränkter Menge, ab und zu in die russischen Geschäfte. Davon überzeugten sich Vertreter der Bürgerkammer, die zwecks einer Kontrolle mehrere große hauptstädtische Supermärkte besuchten. Sie fanden dort norwegischen Lachs und australisches Lammfleisch. Ende August stoppte der Zoll des fernöstlichen Gebiets Primorje an der Grenze eine Lieferung von 100 Tonnen amerikanischer Würstchen und Geflügelfleisch. Mitarbeiter der Russischen Landwirtschaftsaufsichtsbehörde entdeckten Pfirsiche und Nektarinen aus Spanien und Erdbeeren aus Griechenland. Der Generaldirektor der Media-Gruppe „Krestjanskije wedomosti“ (Bauernnachrichten) und Dozent der Timirjasew-Landwirtschaftsakademie, Igor Abakumow, kommentiert das so:
„Derartiges ist kaum zu verhindern, weil einfach eine Neumarkierung der Produkte erfolgt, die Qualität wird dadurch nicht schlechter. Diese Produkte gelangen völlig ungehindert an unseren Markt. Es wird ein anderes Herstellerland ausgewiesen, mehr nicht. Diese Produktion kommt in geringerem Umfang, aber sie kommt.“
Praktisch tagtäglich finden russische Zollbehörden Produkte, deren Einfuhr nach Russland verboten ist, mit völlig anderen Markierungen. Es wird versucht, sie über die Länder der Zollunion - über Weißrussland und Kasachstan - einzuführen. Die Russische Landwirtschaftsaufsichtsbehörde unterband bereits Versuche eines Reexports durch weißrussisches Territorium. Es handelte sich um Lieferungen von Äpfeln, Pfirsichen, Pflaumen und Tomaten ohne Angabe des Ursprungslandes oder unter Angabe erlaubter Länder - der Türkei, Serbiens, Makedoniens und einiger afrikanischer Länder, insbesondere Simbabwes. Tschechische Unternehmen nutzen Kasachstan als Umschlagspunkt für den Reexport von Waren nach Russland. Es gab auch Versuche, sich offiziell mit Drittländern hinsichtlich eines Reexports zu einigen, insbesondere mit der Schweiz. Dieses Land habe Derartiges jedoch höflich abgelehnt, sagt die Analytikerin des Unternehmens „Alpari“, Anna Kokorewa.
„Die Schweiz hält sich in verschiedenen Fragen traditionell an ihre Neutralität. Sie möchte keinerlei Konfrontation mit Russland. Deshalb entschied sie, sich derartiger Dinge zu enthalten. Außerdem würde das ein ernsthaftes Risiko für das Ansehen des Landes darstellen. Die Schweiz ist ein anständiges Land, und sie will sich nicht mit ‚grauem‘ Import befassen.“
In der Zeit, wo die einen versuchen zurückzukehren, versuchen andere, an den Markt zu gelangen und sich zu entwickeln. Gleich mehrere Länder kämpfen um den Zugang zum attraktiven und großen russischen Markt. Das sind die nächsten Nachbarn wie Aserbaidschan, auch weiter entfernt liegende Staaten wie Israel und Ägypten. Die von anderen belegten Regale in den russischen Geschäften werden nach der Aufhebung des Embargos eine weitere schwierige Frage für Europa sein.
Fotocollage: STIMME RUSSLANDS
Quelle: http://german.ruvr.ru/2014_09_17/Europa-gibt-die-Versuche-nicht-auf-Moskaus-Lebensmittelembargo-zu-umgehen-3516/