ZDF liefert Energieriegel für Lügenpresse-Rufer
Kurz vor dem EU-Gipfel, auf dem die Verlängerung der Sanktionen gegen Russland beraten wurde, hat das ZDF in der Doku »Machtmensch Putin« schwere Anschuldigungen erhoben. Bis zu 30.000 russische Soldaten seien in der Ukraine im Einsatz, behauptete ein »Kronzeuge«. Jetzt fliegt auf: Die Macher auf dem Lerchenberg haben kräftig manipuliert.
Nach der Europäischen Union haben die USA die Sanktionen gegen Russland verlängert und sogar noch verschärft. Offizieller Vorwurf des Westens: Die Regierung in Moskau unterstütze die »Separatisten« in der Ostukraine und erfülle nicht alle Zusagen aus dem sogenannten Minsker Abkommen. Das zielt auf eine Friedensregelung für die Ukraine ab.
Die Anschuldigungen gegen Russland müssen nicht weiter konkretisiert werden, es reicht die Bedienung seit Jahren gehegter Ressentiments. Hervorgetan hat sich dabei besonders das ZDF. Der öffentlich-rechtliche Sender hat wenige Tage vor dem EU-Gipfel in Brüssel die Dokumentation »Machtmensch Putin« ausgestrahlt. Darin haben die üblichen Verdächtigen die üblichen Verdächtigungen gegen den russischen Präsidenten erhoben. Boris Reitschuster, der frühere Focus-Korrespondent in Moskau, etwa halluzinierte, Putin agiere so wie er agiere, weil er sich »erniedrigt und beleidigt« fühle. Mit seiner »Annexion« der Krim und der russischen Militärpräsenz in der Ostukraine markiere er den »Platzhirsch«, der es allen zeige.
Doch die manipulative Meinungsmache auf dem Lerchenberg geht tiefer, wie das russische Fernsehen recherchiert hat. Die Vorwürfe aus Moskau wiegen schwer und werden mittlerweile von mehreren Medien in Deutschland aufgegriffen.
Als Beleg für die russische Militärpräsenz während des Bürgerkriegs im Osten der Ukraine führt die ZDF-Dokumentation »Machtmensch Putin« einen Kronzeugen vor: »Igor« heißt der junge Mann, der den Senderangaben zufolge als Freiwilliger auf Seiten der »Separatisten« gekämpft hat. Allein in seinem Bataillon würden 400 bis 500 Mann kämpfen, an der gesamten Front bis zu 30.000 russische Soldaten. Eingespielte Bilder von Kampfszenen sollen dies belegen – einziger Haken: An den Uniformen der gezeigten Einheit prangen Abzeichen mit der gelb-blauen Flagge der Ukraine. Offensichtlich hat das ZDF hier die Truppen Kiews als Moskaus Invasoren ausgegeben.
Russland hat ein offizielles militärisches Engagement im Nachbarland stets bestritten. Und auch die ZDF-Doku ist Fiktion. »Igor« heißt in Wirklichkeit Juri Labiskin, dem nach eigenen Angaben 50.000 Rubel für seine Falschaussagen in Aussicht gestellt worden sind. Im russischen Fernsehen sagt er: »Um ehrlich zu sein, habe ich gelogen – das ZDF wollte es so. Sie sagten, sie würden mir nach dem Interview Geld für meine Aussagen geben.« Mitarbeiter des Zweiten hätten mit ihm tagelang ein Drehbuch geübt und ihm Zitate suffliert. Das beweise auch das Rohmaterial der Filmsequenzen von Patrouillen im Donbass, das »Igor« zur Verfügung stellte.
»Das ZDF sagte mir, sie bräuchten eine gute journalistische Story über mich. Lass uns filmen, dass du aus Kaliningrad angereist bist, um in Donezk als Milizsoldat zu kämpfen.« Die Story, dass er seine Familie allein in der Heimat zurücklasse, um für 25.000 Rubel pro Monat in den Kampf zu ziehen, sei frei erfunden. Das ZDF habe zudem eine Darstellerin angeheuert, die er als seine Ehefrau ausgeben sollte, und auch ein Kind habe er auf Wunsch der Mainzer auf dem Arm gehalten.
Der Tagesspiegel – der Sympathie für den russischen Präsidenten vollkommen unverdächtig – fragt nun: »Hat das ZDF Teile einer Doku über Wladimir Putin frei erfunden?« Die in Berlin erscheinende Tageszeitung berichtet über den Plot und ein merkwürdiges Dementi: »Die eigentlichen Interviews, bei denen ›Igor‹ vor grauem Tuch posiert, sollen, wie das russische Fernsehen behauptet, im Moskauer ZDF-Studio gedreht worden sein. ›Wir‹, sagt dort ein Mitarbeiter, ›haben mit der Produktion nichts zu tun gehabt.‹ Zuständig sei die Pressestelle in Mainz.« Dort habe es am Montag geheißen, die Vorwürfe gegen die ZDF-Doku entbehrten »jeglicher Grundlage«.
Und dann das Statement wörtlich: »Das Interview mit dem russischen Freiwilligen war weder vorher geprobt noch in seinem Verlauf abgesprochen. Er hat im Gegenteil aus freien Stücken und ausführlich erklärt, wie und warum er in die Ostukraine ging. Ebenso unhaltbar ist der Vorwurf, rund um das Interview sei etwas inszeniert worden. Der russische Freiwillige hat im Interview, das im ZDF-Studio Moskau geführt wurde, den Sachverhalt genauso dargestellt, wie das ZDF es gesendet hat. Unser Rohmaterial bestätigt das in vollem Umfang.«
Hatte das Moskauer ZDF-Büro nicht gerade erklärt, mit der Produktion nichts zu tun gehabt zu haben? Vom Tisch sind die ungeheuren Vorwürfe damit nicht.
In der Huffington Post breitet Boris Reitschuster einen Schutzschirm über dem ZDF aus. Ausgerechnet jener Mann, der in der Doku verkündet, Putin – die »Reinkarnation von Iwan dem Schrecklichen« – »wird den Kreml nicht lebend verlassen«, wirft der »russischen Propaganda« vor, sich auf den Mainzer Sender »einzuschießen«.
Ein Mann vom »Fakten, Fakten, Fakten«-Milieu stellt fest: Putins »Chefpropagandist Dmitri Kisseljow höchstselbst« habe »in seiner Wochenschau im Sender Rossija« dem ZDF »massive vorsätzliche Manipulation und Desinformation« vorgeworfen. »Der Sender«, gemeint ist der auf dem Lerchenberg, »wies die Vorwürfe zurück.«
Na dann ist ja alles gut. Vor allem, wenn das auch noch »Kreml-Kritiker wie der Ex-Vize-Premier Alfred Koch« bestätigen, die Anschuldigungen für »absurd« halten und von »gezielter Verleumdung« sprechen.
Man fragt sich nur, warum die Huffington Post sich wundert, dass mittlerweile die Hälfte »Einseitigkeit« in der Berichterstattung moniert.
Tatsächlich wiegen Manipulationen wie die des ZDF schwer und sie wirken über den Tag hinaus. Sie sind Energieriegel für all die »Lügenpresse, Lügenpresse«-Rufer.