Prinzipienlos und Terroristen als Partner - Scharfe Kritik aus Ankara an den USA

Der Ton zwischen den NATO-Partnern Türkei und USA wird rauer. In einer Rede, die mit den Worten „Hey, Amerika“ begann, beschuldigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die USA, Mitschuld am Blutbad in Syrien zu tragen, da Washington nicht auf die Warnungen aus Ankara gehört habe und sich weigere, die syrisch-kurdische „Demokratische Unionspartei“ (PYD) und deren „Volksverteidigungseinheiten“ (YPG) zu Terrororganisationen zu erklären. Zudem warf er den USA "Prinzipienlosigkeit" vor.
Erdoğan warf den USA vor, kein verlässlicher Verbündeter zu sein. „Oh Amerika, ich habe Euch wiederholt gesagt, dass Ihr entweder auf unserer Seite steht oder auf der all dieser terroristischen Organisationen“, erklärte der Präsident. „Ihr habt sie [die PYD und ihre YPG-Milizen] nicht im Griff gehabt, und deshalb wurde die Region in ein Meer von Blut verwandelt.“ Verbündete würden einander nicht sagen, der Feind meines Feindes sei mein Freund. Die USA handelten prinzipienlos.

Das Verhältnis zwischen den beiden Staaten ist belastet, seit der Sprecher des U.S. State Departments, John Kirby, infolge eines Anfang der Woche von Erdoğan an die USA gerichteten Ultimatums erklärt hatte, die „kurdischen Kämpfer gehören zu den erfolgreichsten im Kampf gegen den IS in Syrien“, und hinzufügte, dass man die kurdischen Milizen nicht als terroristische Organisationen betrachte. Mit Blick auf Ankara erklärte Kirby:

„Selbst die besten Freunde werden nicht in allem übereinstimmen.“

Auch der stellvertretende Sprecher des State Departments, Mark Toner, bemühte sich um Differenzierung. „Wir sehen die PKK eindeutig als terroristische Organisation“, erklärte er in einem Pressebriefing, „aber wir trennen klar zwischen der PKK und der YPG. Wir glauben, der Fokus der YPG liegt auf dem Kampf gegen den IS in Syrien, und dabei haben wir sie unterstützt.“ Man würde, erklärte Toner gegenüber der RT-Journalistin Gayane Chichakyan, die Sorge der Türkei auf Grund der Bedrohung durch die PKK und „offen gesagt, auch durch die YPG“, verstehen, aber man würde bezüglich der Einschätzung der YPG nicht übereinstimmen.

Im Januar wurde ein Video über die sozialen Netzwerke verbreitet, in dem mutmaßliche YPG-Angehörige in mehreren Sprachen Anhänger der Gruppierung im Ausland dazu aufrufen, sich freiwillig für den Kampf gegen den türkischen Staat zur Verfügung zu stellen.

Nicht nur die Frage der Beurteilung der kurdischen Milizen in Syrien nährt die Spannungen zwischen beiden NATO-Partnern. Washington ist seinerseits besorgt über Äußerungen von Spitzenpolitikern in der Türkei, die zwischen den Zeilen eine Bereitschaft erkennen lassen, möglicherweise eine eigene militärische Intervention in Syrien zu starten.

Anfang der Woche hatte der türkische Premierminister Ahmet Davutoğlu im Rahmen eines Treffens der AKP-Parlamentsfraktion erklärt, man werde „eine historische Schuld“ gegenüber den „Brüdern in Aleppo“ begleichen, die Anfang des 20. Jahrhunderts dabei geholfen hatten, die Türkei zu verteidigen. „Wir werden unsere historische Schuld begleichen“, hatte Davutoğlu erklärt und betont:

„Es gab eine Zeit, da hatten unsere Brüder aus Aleppo unsere Städte wie Şanlıurfa, Gaziantep oder Kahramanmaraş verteidigt, jetzt werden wir das heldenhafte Aleppo verteidigen. Die gesamte Türkei steht hinter den Verteidigern.“

Davutoğlu bezog sich in seiner Aussage auf die oft dschihadistisch geprägten Rebellenformationen, die derzeit noch die Stadt Aleppo weitgehend unter ihrer Kontrolle haben. Damaskus hat deutlich gemacht, dass man mithilfe der russischen Luftunterstützung sowohl die Stadt als auch die syrisch-türkische Grenze zurückerobern wolle, um auf diese Weise auch den Nachschub von Waffen und den Ölschmuggel über die Grenze zu stoppen.

Ein Teil des türkisch-syrischen Grenzstreifens wird noch von den Rebellen gehalten, der Rest wird weitgehend von kurdischen YPG-Einheiten kontrolliert, die im Vorjahr mithilfe der US-geführten Anti-IS-Koalition die Stadt Kobani nach monatelange Belagerung durch die Dschihadisten befreien konnten.

Foto: Reuters

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