Zentralbank der Ukraine: Handelskrieg mit Russland kostet uns jährlich 1,1 Milliarden US-Dollar

Laut Schätzungen der Zentralbankchefin der Ukraine, Valeria Gontarewa, wird die Ukraine jährlich über eine Milliarde US-Dollar an Wirtschaftseinnahmen aufgrund des bestehenden "Handelskrieges" mit Russland verlieren. Doch die Zentralbankchefin hat schon eine Idee, wie sie diese Verluste auszugleichen gedenkt: „Wir hoffen, dass wir dieses Jahr aus Privatisierungen mehr als eine Milliarden US-Dollar herauskriegen.“
Moskau verbannte ukrainische Produkte aus seinem Binnenmarkt und führte nach dem institutionellen Putsch 2014 in Kiew striktere Transit-Bestimmungen ein. Das Freihandelsabkommen mit der Ukraine wurde in Reaktion auf die Kiewer Unterzeichnung eines EU-Assoziationsabkommens aufgekündigt.

„Ein stärkerer Rückgang der Warenpreise könnte zu einem noch größeren Bilanzdefizit führen als jetzt prognostiziert“, lautete das Fazit von Gontarewa. Die Aussage der Zentralbankchefin vom Donnerstag zitierte die Nachrichtenagentur Interfax.

Laut Gontarewa komme das Problem hinzu, dass die Abwertung der Währung des Kiewer Haupthandelspartners, Russlands, allfällig entstandene makroökonomische Vorteile wieder eliminiere. Die ukrainische Hrywnja verlor ebenfalls massiv an Wert.

Dazu kommt noch, dass die für die ukrainische Landwirtschaft wichtigen Getreidepreise im Vorjahresvergleich um 25 Prozent gefallen sind. Stahlprodukte fielen im Wert um 31 Prozent und der Preis für Eisenerz um 38 Prozent, fügte sie hinzu.

Gontarewa suggerierte jedoch, dass diese größtenteils weltmarktbedingten Rückschläge durch günstige Ölpreise kompensiert werden könnten. Die Ukraine importiert das Gros seines Energie-Warenkorbs aus dem Ausland. Um Löcher im Staatshaushalt zu füllen, wird Kiew am Verkauf von Staatseigentum festhalten müssen. Die Zentralbankerin sagte in diesem Zusammenhang:

„Wir hoffen, dass wir dieses Jahr aus Privatisierungen mehr als eine Milliarden US-Dollar herauskriegen können.“

Im Dezember unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin ein Dekret, wonach das Freihandelsabkommen mit der Ukraine ab 2016 aufgekündigt wurde. Der Präsident begründete diesen Schritt damit, dass Kiews Entscheidung, die Grenzen zur EU zu öffnen, russische Interessen und die wirtschaftliche Sicherheit der Föderation kompromittiere. Moskau war vor allem besorgt, dass europäische Güter den russischen Markt über die Ukraine ungehindert überfluten könnten.

Der Handelskrieg zwischen beiden osteuropäischen Staaten reicht noch tiefer: Russland verhängte ein Embargo auf Lebensmittelimporte aus der Ukraine, nachdem das Nachbarland in erster Reihe anti-russische Sanktionen anführte. In Reaktion auf Russlands Schritt entschied sich Kiew seinerseits, ein Lebensmittelembargo gegen Moskau auszurufen.

Moskau änderte zudem Transport-Regelungen für ukrainische Güter, die via Russland nach Kasachstan exportiert werden. Ukrainische Güter werden künftig über Weißrussland und versiegelt in Containern verschickt. Auch in diesem Fall entschied die Maidan-Regierung, einen Test-Transportzug nach China über Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan zu verschicken. Es wurden jeweils Fähren genutzt, die die Güter aus der Ukraine über das Schwarze und Kaspische Meer transportierten. Auf dieser Route dauerte es 15 Tage, bis der Transportzug sein Ziel in China erreichte. Dennoch behauptete der ukrainische Premierminister Arseni Jatsenjuk, dass „die russische Handels- und Transitblockade gescheitert“ wäre.

Foto: Reuters

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